MTB Madeira im Februar 2017

Wir durften vier MTB-Tage auf Madeira verbringen. Von eisigem Regen bis zum Sonnenbad auf dem Rad war trotz der kurzen Zeit alles vertreten und die Trails der Insel haben natürlich ihren ganz eigenen Charakter.

Tag #1: Madeira kennenlernen

Die ersten Kilometer vom Osten der Insel, etwas hinter Canical, nach Machico sind trocken. Wir bekommen ein Gefühl für die zum Teil absurden Anstiege, doch lässt sich alles noch fahren- bis zu den ersten kleinen Treppchen. Es rollt weiter auf alten Levadas, aber schon bald schultern wir wieder die Räder. Eine tolle Route haben wir wieder geplant, sie ist jetzt schon kräftezehrend, immerhin beschert der einsetzende Nieselregen Abkühlung. Wir gelangen nach einiger Zeit wieder auf fahrbare Wege. Nebel und Regen hängen in den Bergen auf der nördlichen Seite der Insel- unserem heutigen Erkundungsgebiet. Wir klettern auf Forstautobahnen auf Kies und Geröll weiter nach oben.

Unser Einstieg ist ein leichter Singletrail, es geht nur wenige Meter bergab und wieder nach oben. Wer die Trails in Coschütz bei Dresden kennt, dem kommen die Trails irgendwie bekannt vor. Wir rollen einen weiteren Trail dieser Art, zweigen spontan ab und entdecken eine frische Endurostrecke durchs Unterholz. Es ist steil (!!!), teils wurzelig, matschig, gespickt mit Spitzkehren und Drops. Von “supereinfach” nun auf “extrem anspruchsvoll”! Auf Madeira gibt es offenbar Verrückte! Die Abfahrt macht gute Laune, auch wenn ich an der ein oder anderen Stelle mal absteigen muss- für Helge ist der Downhill wie gemacht.

Unsere Route führt uns weiter auf einer Forstautobahn, die in einen schönen und wieder teils extrem anspruchsvollen Singletrail übergeht. Uns überrascht ein wunderbarer Ausblick auf der nördlichen Steilküste der Insel, den wir einen Augenblick genießen, während wir unseren ersten Sturz verarbeiten. Auf dem Trail ist es steil, es wird steiler, noch steiler, steiniger, rutschiger, kurzes Zögern und schon hat man seine Linie verpasst. Zum Glück ist alles heil geblieben, denn es bleibt extrem steil auf dem Weg nach unten, aber jetzt auf fluffiger Erde, auch bekannt als “super loamy” mit Spitzkehren und Passagen direkt an der Steilküste entlang. Dann wird es wieder zunehmend steiniger und rutschiger. Der einsetzende Regen beschert uns schwierigste Bedingungen und der Trail geht über in einen verwahrlosten und zugewachsenen Weg, doch wir kreuzen bald eine Levada und das Wetter lässt einen kurzen Flug mit unserem Quadrocopter zu. Die letzten Meter rollen wir auf Asphalt hinab- Härtetest für die Bremsen. Im Süden der Insel befindet sich unser “Hometrail”- wir erklimmen wieder ein paar Höhenmeter, dieses Mal auf Asphalt. Der Trail führt an der südlichen Steilküste entlang Richtung Osten zurück nach Canical. Tolle Ausblicke, Kakteen, aber auch viele lose, spitze Steine. Zum Teil sehr glatte und steile Abschnitte machen auch diesen Trail wieder sehr anspruchsvoll. Madeira kennt offenbar nur Extreme- zumindest bei Regen. Auch die kurzen, technischen Anstiege machen den Weg zu unserem Quartier viel anspruchsvoller als vermutet. Abgerundet wird der Tag auf felsigen, steilen Spitzkehren.

In Canical begleiten uns kurzzeitig ein paar unangenehme Hunde. Gleich sitzt der Biss in den Unterschenkel, dachte ich, und rollte kurzer Hand hinunter in den Hafen. Helge freute sich über die zusätzlichen Höhenmeter nicht so sehr wie ich.

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Tag #2: Pico do Arieiro

Wieder starten wir im Trockenen, doch wir wollen hoch hinaus, auf den Pico do Arieiro. Die Wolken hängen tief, sie werden getrieben vom kräftigen Wind aus Nord. Es wird der Tag der Asphalthöhenmeter. Wie am Vortag ist es schon ein Auf und Ab nach Machico. Von Machico an geht es nun nur noch bergauf. Wir biegen in eine steil ansteigende Straße, sie wird enger und enger, gefühlt schon mit jeder Biegung noch steiler- bis sie einfach nur absurd steil ist.

Der Anstieg nach Santo de Serra ist schier endlos, aber es ist auf jeden Fall zum Genießen. In Santo de Serra angekommen, treffen wir auf dem Marktplatz auf einen Mann, der dort sehr schmackhaftes Knoblauchbrot bäckt. Direkt hinter ihm schauen Pferde über seine Schultern.

Gestärkt kullern wir durch ein asiatisch anmutendes Tal, etwas Dschungel-Feeling kommt auf. Begleitet von blumiger Luft führt uns die Straße nach oben, wir kreuzen einen Laubwald, der mit einem Moos befallen zu sein scheint. Als wir den Laubwald verlassen, sind wir vollkommen in den Wolken angekommen. Schafe kreuzen unseren Weg, die Luft ist feucht, die Sicht endet nur wenige Meter vor uns. Die grünen wiesen enden im Nichts, aber hier und da erkennen wir feinste Singletrails.

Das nächste Etappenziel ist Poiso. Die Straße wird fast eben und wir rollen dem Ziel fast entspannt entgegen. Die Gedanken schon vorzeitig umzukehren schwinden. Es geht also tatsächlich hoch zum Pico do Arieiro und vielleicht scheint oben sogar die Sonne!? Doch es wird immer windiger, immer nebeliger, manchmal haben wir keine 10 Meter Sicht und es wirdde kalt.

Kurz vor dem Ziel haben wir aber tatsächlich einen Augenblick Sonne und der Blick auf den “Golfball” (ein Militärstützpunkt, kon) wird frei.

Durch die Kälte sind die Fingerspitzen taub, aber wir freuen uns, denn vor uns liegt der Blandytrail! Der Berg gibt sich alle Mühe uns loszuwerden. Wir wärmen unsere Hände kurz am Bauch, auf geht’s! Wir fahren so schnell es geht durch den Nebel, über flowige und steinige Passagen. Blandy macht richtig Spaß, die technischen Abschnitte gefallen uns ja ganz besonders, auf dem harten Matsch muss man aufpassen- zweiter Sturz, ganz leicht, nichts passiert. Gespickt wird der Trail mit ein paar Sprüngen, Anliegern und Drops. Es wird kurz stachelig und mit der Zeit immer steiniger, bis wir auf einem breiten Geröllweg landen, der in zahlreichen Waldtrails übergeht. Mit dem Wald kommen Wurzeln und uns fallen Schilder für Trailrunner auf- hier scheint es ein feinstes Singletrailnetz zu geben.

Immer wieder erscheinen grüne Mooswiesen im Nebel. Es wird wieder wärmer und wir wollen so viel Waldboden wie möglich unter die Stollen nehmen. Im letzten Abschnitt begegnen wir wieder Schäfchen und landen schließlich auf der Straße, die wir nun wieder nach unten rollen.

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Tag #3: Der östlichste Teil der Insel

Heute ist Ruhe- und Drehtag auf dem Ostzipfel der Insel. Wir sehnen uns nach etwas Sonne, hier bekommen wir sie. Mit böigem Wind aus Nord erkunden wir die Haustrails und schon nach der ersten Bucht gelangen wir auf einen grünen Felsvorsprung mit etlichen Linien. Erster Drehplatz für unsere Luftaufnahmen. Wir suchen die beste Linie und fahren, immerhin fast 70 Höhenmeter fast bis an den Atlantik herunter.

Nach den ersten Shots geht es weiter Richtung Nationalpark, möglichst auf Trampelpfaden, weil wir den Hauptweg mit den vielen Touristen meiden wollen. Wir machen verschiedene Abstecher auf Singletrails und lassen den Quadrokopter noch ein paar Male fliegen- immerhin ist heute ein ruhigerer Tag.

Auf dem Rückweg werden wir belehrt, dass das Radfahren in den Nationalparks untersagt ist. Wir haben aber nochmal Glück gehabt, tragen die Räder ein Stück und genießen die Landschaft und die Sonne.

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Tag #4: Trails um Poiso

Das Shuttle bringt uns nach Poiso. Wie freundlich es hier aussehen kann, wir werden mit Sonnenschein begrüßt. Voller Vorfreude auf die Trails, die wir hier vor zwei Tagen gesichtet haben, bauen wir die Räder zusammen. Vorderrad rein, Steckachse, Zudrehen, Spannnen, “klack”, haben wir den Spanner in der Hand. Kein Empfang, kein Internet im nahe liegenden Restaurant, aber zwei echt nette Locals besorgen die Nummer unserer Fahrradvermietung. Wir hoffen auf ein Ersatzteil, doch Fehlanzeige. Nach kurzer Trübsal beschließen wir, die Steckachse einfach richtig fest zu ziehen. Da ich ohnehin nicht so hart fahre wie Helge, schraube ich die Achse in mein Rad und lebe damit, dass die Gabel längst nicht die gewohnte Steifigkeit liefert. Dafür zeigen uns die Locals ihre Trails. Sie sagen “easy day”, weil sie das erste Mal mit Klickpedalen fahren. Auf “Las Vegas” geht es auch gleich richtig zur Sache: matschig, wurzelig, steinig und steil. Weiter geht es auf einem kurzen Abschnitt von “Blandy” zum “Mushroom-” und “Cabouco-trail”.

Die Chickenline des “Fonte Trail” hat auch wenig mit einer Chickenline zu tun. Steinig und schmal geht es wiederum steil bergab. Auch auf “Offcamber” bleibt es steil, aber der griffige Waldboden macht den Trail flowig und schnell. Es gibt ein paar knifflige Schlüsselstellen und angelegte Drops.

Ein Connector führt uns zum nächsten Trail, der sich durch seine steinigen Fahrrillen auszeichnet. Er endet wieder flowig und wir gelangen auf einen Trail mit ganz anderem Charakter. Matschig, harter Boden mit Sprüngen und engen Kurven durchs Unterholz. Irgendwie bleibt der Trail mit Bananen, Schilf und Bambus in Erinnerung. Schon geht es zum letzten Trail, dann sind wir unten…

Wir kurven etwas an einer alten Levada entlang, verabschieden uns von den Jungs und klettern nochmal auf Asphalt hinauf zur Poiso Raststätte, unserem Ausgangspunkt. Mit ein paar Variationen fahren wir alle Trails nun ein zweites Mal, landen schließlich wieder auf der Levada und fahren sie ein ganzes Stück weiter. Der Weg wird immer mehr zum Singletrail mit mystischer Atmosphäre im Nebel, bis wir schließlich Funchal kreuzen. Ab hier gibt es nur noch Asphalt, die Bremsen bringen wir zwangsläufig an ihre Leistungsgrenze- immerhin geht es auf wenigen Kilometern noch gute 800 Höhenmeter bergab. So verlaufen die letzten Kilometer auf Madeira fahrtechnisch unspektakulär, aber mit tollem Ausblick auf die Stadt und das Meer.

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3 Gedanken zu „MTB Madeira im Februar 2017

    • hannes.wanta Autor des BeitragsAntworten

      Das Wetter war zum Radfahren eigentlich bestens geeignet, am dritten Tag haben wir aber bewusst Sonne aufgesucht- im Süden der Insel gab es die Garantie für blauen Himmel.

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